· 

Piki's Second Hand Stories - Traumradio

Heute kam ich von der Arbeit, setzte mich zu Hause auf die Couch und führte erst mal ein Selbstgespräch: „So Piki, es ist wieder an der Zeit dich kreativ zu betätigen, also sei jetzt kreativ!“ Ich glaube meine kreative Seite hat diese etwas aggressive Aussage nicht so gut aufgefasst und direkt mit „Du kannst mich mal!“ geantwortet. Also saß ich erst mal eine Weile da, schaute aus der offenen Balkontür Richtung Strasse und lauschte einer schönen Stimme und einer etwas melancholischen Akkordeonmelodie, die in der Ferne zu hören waren. Die Musik hatte was von Pariser Boheme und Édith Piaf.

 

Wenn ihr mir jetzt sagt, dass ihr Édith Piaf nicht kennt, spring ich gleich vom Balkon. Ja, ja ich weiß, aus dem ersten Obergeschoß zu springen würde mich nicht umbringen, aber es würde reichen, um mir den Knöchel zu brechen. Also, wenn ihr nicht schuld daran sein wollt, ganz schnell bei Spotify, Youtube und Co. nach Édith Piaf suchen und so tun als hättet ihr von Anfang an gewusst worüber ich rede.


So, wo waren wir noch mal? Ach ja…während ich mich berieseln ließ, entdeckten meine Augen das alte Radio meiner Oma Julia. Das Radio hat vor kurzem eine kleine Weltreise hinter sich gebracht und ist im Container mit dem halben Haushalt meiner Eltern von Peru nach Deutschland gereist. Meine liebe Mama kennt natürlich meine Schwäche für Vintage und besonders mein Faible für dieses alte Radio. Daher hat sie dafür gesorgt, dass es bei mir landet.

 

Ich beobachtete das Radio und plötzlich war die Musik nicht mehr in der Ferne zu hören, sondern im Zimmer, ich war nicht mehr 30 Jahre alt sondern 10 und ich saß nicht mehr in Deutschland sondern im Haus meiner Abuelita (Oma) Julia in Lima. Klingt ein bisschen nach der Coca Cola Zero Werbung mit Manuel Neuer, ne? Kennt ihr auch nicht? Kommt schon! Ihr wisst was zu tun ist…gepriesen sei das Internet.

Ich saß im Esszimmer mit meiner Omi, wir spielten Canasta und im Hintergrund hörte man eine etwas schnulzige Liebesbalade von Julio Iglesias…ja das ist der Vater von Enrique Iglesias und wenn ihr ihn auch nicht kennt, dann müsst ihr euch um eurer Popkulturwissen kümmern!

 

Plötzlich hatte ich eine weitere Szene vor Augen. Meine Omi stand am Herd und erzählte lächelnd von ihrer Jugend und ihrer ersten Reise in die Hauptstadt Perus. Ich saß am Küchentische hörte begeistert zu und pulte Erbsen aus ihren Hülsen. Und im Hintergrund hörte man eine vertraute Stimme die die Nachrichten ankündigte. Eine weitere Erinnerung blühte auf und meine Oma lag nachmittags auf ihren Bett, machte eine Siesta und auf ihrem Nachttisch musizierte ihr ewiger Begleiter. Ich beobachtete Sie vom Türrahmen, sie öffnete leicht die Augen und forderte mich auf mich zu ihr zu legen. Sie umarmte mich und schlief weiter während ich da lag und Musik hörte. Ich war noch nie der Siestatyp, dafür aber immer der Musiktyp. Das alte Radio hat sicherlich dazu beigetragen. Daher fühle ich mich bis heute davon angezogen und liebe seine ewige Präsenz. Was gibt es besseres für die Seele als eine Umarmung und etwas Musik?

 

Also sitze ich jetzt hier, nach einem langen Arbeitstag, das singende Radio auf dem Tisch und zähme meine etwas bockige Kreativität.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Und wer bin ich?

Name: Andrea aber meine freunde nennen mich Piki.

Alter: Solange ich zwischen 30 und 40 bin, sage ich 30.

Herkunft: Nachdem ich mein leben auf 3 Kontinenten, in 5 Ländern und 9 Städten verbracht habe, würde ich sagen Weltbürgerin.

Beruf: Offiziell - Irgendwas mit Städten, Natur und Menschen; Inoffiziell - neugierige Bastlerin 

Lieblingsfarbe: Bunt, alle Farben sind schön. 

Lieblingsmusik: Alles zwischen Latin-Beats und Indi-Pop-Rock

Lieblingsfilm: Alles von A wie Amélie bis Z wie der Zauberer von Oz

Lieblingsbuch: Bücher mit einer Prise Magie, wie z.B. 100 Jahre Einsamkeit oder Bittersüße Schokolade

Hidden Features: Tanzen bis der Arzt kommt.

Größte Schwäche: Die Welt ist zu aufregend, um sich festzulegen... außer bei der Liebe.