Was geht euch im Kopf herum, wenn ihr wie wir alle derzeit tagelang in der Wohnung eingeschlossen seid? Vielleicht geht es euch wie mir und ihr erinnert euch zurück an eine etwas wildere und noch unbeschwertere Zeit. Für mich waren das vor allem die 00er Jahre… das Ende der Schulzeit, Zivildienst, die ersten Studienjahre. Daher war dieses Jahrzehnt natürlich auch eine Zeit, die mich musikalisch unglaublich geprägt hat. Die Musik dieser Jahre hat für mich einen unglaublichen großen Wert, weil ich mit ihr mehr als nur Musik verbinde. Die Musik der ersten Festivals, die Lieder als ich Andrea kennen lernte (Seaside von The Kooks, The Gratest von Cat Power) , die Musik der ersten längeren Autofahrten. All das ist geblieben.
Und so saß ich in den ersten Corona-Tagen auf unserer Couch und habe in ein Album reingehört, was mich direkt wieder in diese glorreiche Zeit zurück-katapultiert hat. Premium Mediocre sind nämlich der Mix aller wirklich großen Namen dieser Zeit. Sie treffen den Ton und sind dennoch ganz neu und frisch.
Jetzt stehe ich ja gar nicht darauf wenn ständig blindes Name-Dropping erfolgt, aber bei dieser Platte komme ich leider nicht drum herum.
Der Einstieg mit „I´m Okay“ schreit erstmal: „Hallo wir sind die jungen Strokes“. Die haben übrigens auch gerade ein neues durchaus empfehlenswertes und vor allem entspanntes Album rausgebracht. Dann wird aber mit „Modern Romance“ direkt ein neuer Weg eingeschlagen. Dank Zeilen wie "Why do all the girls on Tinder go to Machu Picchu? Why do all the guys on tinder look the same as I do?“ springe ich seit gefühlten Ewigkeiten mal wieder durch die Wohnung und skandiere einen Refrain… wie alt bin ich nochmal? Garniert wird das ganze natürlich durch die Herkunft von Andrea ;) Ein weiterer Fun Fact: Der erste Song des 2011er Strokes Albums „Angles“ hieß „Machu Picchu“.
Auf jeden Fall bringt die A-Seite alles zurück: Strokes, Maximo Park, Art Brut, The Robocop Kraus, Hot Hot Heat und viele andere die ich hier nicht alle nennen kann.
Dann beendet der nächste und für mich größte Hit „Happy Man“ die A-Seite, als würde ein Slacker Vampire Weekend intonieren. Man fragt sich, was kann denn jetzt noch kommen und wird belehrt, dass es in den 00-Jahren ja noch eine Band gab, die man heutzutage gar nicht mehr mit Worten wie jung, wild und hibbelig assoziiert sondern eher mit Stadion oder Kuschelrock. Die folgenden Songs kommen einer Huldigung der frühen Kings of Leon ala Youth and Young Manhood oder Aha Shake Heartbreak gleich… Wenn man allein die ersten 30 Sekunden von „Tabacco“ hört, könnte man auch in Tennessee im Proberaum der Brüder Followill sitzen und hören wie sie ihre ersten Demos einspielen.
WIE KANN ES SEIN DAS DIESE BAND AUS BRIGTHON NOCH NICHT AN DER SPITZE DER CHARTS STEHT? DAS IST ALLES SO GROßARTIG.
Ach ja, wir sind nicht mehr in den 00er Jahren sondern schon in den 20ern. Aber vielleicht schafft es Animal House ja, die Nostalgie in noch mehr Menschen zu wecken und wir dürfen uns über noch ein paar Alben dieser Art freuen. Mich hat die Platte auf jeden Fall in meinen zweiten Frühling geschickt.
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